Samstag, 16. Oktober 2010

Brief 6

Lieber Rabe,

ich verstehe nicht wirklich, warum ich nichts mehr von dir höre.
Ich hatte gehofft, dass du bei mir sein würdest, wenn ich alleine bin und nicht mehr weiter weiß. Eine zeitlang warst du das auch. Warum jetzt nicht mehr?
Es waren Ferien und ich weiß, dass du noch keine Ahnung hattest, was du machen wirst. Aber enttäuscht war ich trotzdem. Ich hätte dich so sehr gebraucht. Und ich bräuchte dich gerade jetzt wieder. Oder besser gesagt: immer noch.
In letzter Zeit ist so viel passiert und mein Kopf spielt verrückt. Meine Gedanken springen hin und her wie Flummis, sie werden nicht langsamer, sondern immer schneller.
Es muss raus, sonst platze ich.

Wahrscheinlich muss ich einfach endlich lernen loszulassen.
Meine ganzen Geschichten, meine Probleme und Ängste, all das, warum habe ich es dir erzählt? Warum habe ich zu einem Fremden so viel Vertrauen gewonnen? Das kann doch nicht einfach wieder verschwinden! Die Momente, in denen ich einfach nur reden konnte und wusste, jemand hört mir zu. Diese ganzen magischen Momente, in denen ich mich verstanden gefühlt habe. Und frei. Irgendwie. Ich kann es nicht beschreiben.
Vertrauen und Verständnis und Hilfe.

Auf eine ganz besondere Art ist es Liebe.
Nicht so eine Liebe, wie die "normale" Liebe, sondern anders.
Da ist in mir eine Liebe gewachsen.
Tochterliebe.

Wahrscheinlich muss ich einfach endlich lernen loszulassen.
"Denn Liebe bedeutet auch lernen, jemanden gehen zu lassen; wissen, wann es Abschied nehmen heißt; und vor allem nicht zulassen, dass meine Gefühle dem im Weg stehen, was am Ende wahrscheinlich besser ist für den, den ich auf eine besondere Art und Weise liebe."

Du fehlst mir sehr.

Mit viel Tochterliebe,
deine Prinzessin auf der Erbse

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